Die 56. Hauptversammlung, die wegen des Corona Lockdowns im März auf die zweite Jahreshälfte verschoben werden musste, konnte am 14. August 2020 durchgeführt werden.
Es nahmen 28 Personen daran teil. Das Gasthaus Löwen bot ein schönes Ambiente und beste Verpflegung aus sorgfältiger, biodynamischer Küche.
Die statuarisch festgelegten Traktanden wurden vom neu konstituierten Vorstand gemeinsam verlesen. Joshua Loher und Mario Branzanti wurden in ihrem Amt im Vorstand bestätigt. Neuwahlen im
Vorstand gab es dieses Jahr keine.
Teil des diesjährigen Programms war, dass Neumitglieder im Anschluss an den offiziellen Teil die Möglichkeit hatten, sich mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement dem Werkbund-Publikum vorzustellen.
Sieben Mitglieder nutzten diese Gelegenheit und machten mit ihrem Auftritt zudem sichtbar, dass die Ortsgruppe Ostschweiz auf dem Vormarsch ist mit jüngeren, qualifizierten Mitgliedern aus einer
Vielzahl von Handwerksbranchen.
Die Stimmung war interessiert und lebhaft. Aufmerksamkeit bei der Erledigung der Traktanden, sowie reger Austausch und Fröhlichkeit im Anschlussprogramm, liessen den Anlass zu einem kleinen Fest
werden.
Ein sehr schöner und beeindruckender Teil war zudem auch die Ansprache des langjährigen Werkbundmitgliedes Ruedi Zwissler, der mit seiner Anwesenheit und den persönlichen Worten die Versammelten
ehrte. Er setzte sich unter anderem seit seinem Beitritt im Jahre 1988 aktiv für Interdisziplinarität und eine höhere Vertretung von Frauen im Werkbund ein. Er brachte seine Zufriedenheit über
die Entwicklung der Werkbundgruppe Ostschweiz zum Ausdruck.
Dass die diesjährige HV, wenn auch verspätet, trotz der diesjährigen Hindernisse durch Covid19 stattfinden konnte und die Stimmung dabei sehr positiv und zukunftsorientiert war, ist sehr
zufriedenstellend. Der Vorstand nahm die aktuelle Situation in die Traktanden auf und brachte ein, dass auch unter SWB Mitgliedern teilweise erschwerte, wirtschaftliche Situationen entstanden
sind. Er stellte den
Antrag, dass die Ortsgruppe für betroffene Mitglieder die Hälfte des diesjährigen Jahresbeitrags übernimmt.
Dass Solidarität innerhalb der Werkbund Gemeinschaft lebendig ist, zeigte das einstimmige Handerheben.
Am 11. Juli 2020 verlieh der Schweizerische Werkbund zum ersten Mal einen Förderpreis für junge Gestalterinnen und Gestalter. Der Förderpreis soll junge Gestalterinnen und Gestalter belohnen und sie zur weiteren qualitativ hochstehenden Arbeit anspornen. Die Ortsgruppe Ostschweiz hat sich für 2020 entschieden den Preis an eine Absolventin oder einen Absolventen des HF Fotografie an der Schule für Gestaltung St.Gallen zu vergeben.
Anlässlich der Diplomausstellung im Architektur Forum St.Gallen hat eine Jury alle 13 Diplomarbeiten beurteilt. Mitglieder der Jury waren Joshua Loher (Architekt und Fotograf, SWB), Samuel Bänziger (Grafiker) und Desirée Good (Lehrgangsleitung HF Fotografie).
Das Thema der Diplomarbeit lautete „Transparenz“. Da einzelne Projekte wegen der Corona-Pandemie nicht realisiert werden konnten, war es den AbsolventInnen freigestellt, anstelle des geplanten Projektes, eine Arbeit über die Zeit des Lockdowns einzureichen.
Der mit 1000 Franken dotierte Preis wurde an die junge St.Gallerin Laila Burkhart vergeben, mit dem Preis ist auch eine freie Mitgliedschaft im SWB für ein Jahr verbunden.
Die Arbeit von Laila Burkhart trägt den Titel „Solitude“ und ist eine Selbstbeobachtung während der Zeit der Isolation. Die Bildserie beschreibt sehr subtil ihren Gefühlszustand und ihre Gedanken während der Quarantäne. Vom Aussenraum grösstenteils distanziert, am Leben festhaltend, nimmt sie die Betrachter und Betrachterinnen mit hinter die Schutzmauern ihres Zuhauses.
Wir gratulieren Laila Burkhart zu ihrer hervorragenden Diplomarbeit, heissen sie willkommen im SWB und wünschen ihr alles Gute und viel Erfolg.
Mehr über Laila Burkhart und ihre Arbeit unter: www.studioburkhart.com
Foto: Anita Kaminski Wehrle
Am 4. März 2020 nahmen 9 SWB-Mitglieder an einer öffentlichen Führung im Historischen und Völkerkundemuseum St.Gallen teil. Die kleine aber sehr feine Ausstellung trägt den Titel „Vom Jugendstil
zum Bauhaus“. Die Kuratorin Isabella Studer-Geisser führte, mit sichtlicher Begeisterung für das Thema, durch die Ausstellung.
Nebst Möbeln, aus der jeweiligen Zeit, sind zu jedem Zeitabschnitt auch originale Textilien ausgestellt. Die Führung war gespickt mit vielen regionalen Hinweisen und Anekdoten und bot den
Anwesenden eine sehr lebhafte Zusammenfassung über die Designgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts. So zum Beispiel zur Villa Waldbühl in Uzwil, die inklusive Mobiliar und Ausstattung vom
englischen Architekten Baillie Scott im Stil der ‚Arts and Crafts‘ Bewegung erbaut wurde und noch heute als komplettes Ensemble erhalten ist. Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai 2020 zu
besichtigen, Infos unter: www.hvmsg.ch
Zum Start ins neue Jahresthema des Werkbundes ‚Quellen/Sources‘ hat die Ortsgruppe Ostschweiz ins Sitterwerk St.Gallen eingeladen.
An diesem Ort – einer ehemaligen Textilfärberei und heutigen Kunstgiesserei – haben sich 13 interessierte Personen aus dem Mitglieder- und Vorstandskreis zusammengefunden, um sich dem Thema der
Quellen ihrer Arbeit zu widmen. Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin hat sich vorgestellt und von seinem Quellenfundus in seinem Wirkungsfeld erzählt, wie er zu ihnen vorstösst, wie er sich darin
organisiert.
Die öffentlich zugängliche Bibliothek mit Ihrem ausserordentlichen Ordnungssystem, das sich durch die Nutzung der Besucher täglich neu einsortiert, war ein wunderbar entsprechender Ort, für
diesen Austausch zum Jahresthema.
Die Anwesenden erlebten einen spannenden Abend, an der Quelle des aufgeschriebenen Wissens in Buchform, dem erfühlbaren Fundus des Materialarchivs, sowie dem frei aus dem Leben und Wirken
erzählten und in der Diskussionsrunde aufgegriffenen Themen der individuellen Quellen, deren sich jeder einzelne im Alltag bedient.
Mit einer feinen Suppe in der Sitterwerk Kantine einem Glas Wein oder Bier, klang der spannende Abend zum Jahresstart bei regem Austausch aus.
Fazit:
Quellen sprechen nur, wenn ich sie befrage.
Es kommt darauf an, wie ich die Quellen befrage.
Nur wer Fragen hat, findet auch Antworten darauf.
Living with Le Corbusier – ‘Palais bleu’ Trogen
Zu Gast bei Karin Bucher, Szenografin und Thomas Karrer, Filmemacher im Palais bleu in Trogen.
Das umgenutzte Spital als Ort, wo sich permanent verschiedene Künstler auseinandersetzen mit ihrer Arbeit, bot einen idealen Rahmen, um sich in das Thema zu vertiefen, wie Räume das Zusammenleben
beeinflussen.
Karin Bucher spannte den Bogen von den Veranstaltungsräumlichkeiten, die einst dem Spitalbetrieb dienten, und heute als Labor, Wohn- Arbeits- und Begegnungsort permanent genutzt werden, bis
zu den Menschen, die heute in der nach dem Masterplan von Le Corbusier erbauten Hauptstadt Chandigarh leben.
(Nach dem Rückzug der Engländer aus Indien und der nachfolgenden Landesteilung im Jahre 1947 wurde die damalige Hauptstadt der Region Punjab, Lahor, Pakistan zugeteilt, was nach einer neuen
Hauptstadt rief. Nero, der 1. Premierminister des neuen Indien, liess von Le Corbusier eine neue Stadt planen und erbauen. Sie war für eine halbe Million Menschen gedacht. Heute beheimatet sie
über eine Million Einwohner).
Ob Chandigarh eine gültige Stadtutopie von Le Corbusier ist, ob sie ein Gesamtkunstwerk der
Moderne und ein lebendiges Museum ist, wie sich die Stadt entwickelt hat, wie sie den grossen Zuwandererstrom bewältigt, schlussendlich wie die Menschen beeinflusst wurden von der Architektur und
wie die Menschen heute leben …
Zu diesen Fragen und mit viel Hintergrundwissen erzählten uns die Gastgeber aus Ihren Recherchen in Chandigarh. Sie liessen uns Einblick nehmen in Ihren intensiv und gründlich bearbeiteten Fundus
von Filmdokumentationen, Gesprächen mit Menschen in Chandigarh und ihren eigenen Eindrücken.
Die rund 30 Teilnehmer reisten mit einem Stuhl von Station zu Station über mehrere Stockwerke des Palais bleu zu verschiedenen Schauplätzen.
Mit geschichtlichen Hintergründen zu Indien, Tagebuchauszügen, Chai Tee, frisch gebackenem Käsekuchen und zum Abschluss gutem Wein und Diskussionsrunde erreichten Karin Bucher und Thomas Karrer
unser Interesse und die Begeisterung über ihre Präsentation. Sie liessen uns einen wunderbaren Event für alle Sinne erleben.
Gerne nahmen die Referenten unsere Eindrücke und Anregungen über Ihre Dokumentation entgegen.
Angeregte Diskussionen um die Ikone Le Corbusier und das gigantische Werk Chandigarh liessen den Abend ausklingen.
Fazit:
Raum des Abschieds, Friedhof Gais
Im neuen Raum des Abschieds, auf dem Friedhof am Dorfrand von Gais, erhielten die ca. 30 Teilnehmer von den Gebrüdern Res und Jürg Frehner, die verantwortlich zeichnen für die Architektur und den
Holzbau, interessante Einblicke in die Vor- und Enstehungsgeschichte der Halle.
Jürg Frehner erläuterte uns, wie an die Aufgabe herangegangen wurde, welche Hürden zu bewältigen waren in Bezug auf den Entscheid: Renovation der alten Kapelle oder Erstellung eines
Neubaus.
Es ist gelungen, einen neuen Raum zu schaffen, der den zeitgemässen Anforderungen gerecht wird.
Das Kernthema der Planung des Bauwerkes war dem Bedürfnis in der Bevölkerung gerecht zu werden, die Form des Abschiednehmens im Todesfall und während der ersten Zeit danach möglichst selber
bestimmen und gestalten zu können.
Der Stille im Raum, der Architektur sowie der Farbgebung mit tiefem Blau in grosser Fläche spürten die Teilnehmer nach, stellten Fragen und liessen sich gerne belehren.
Moderne Architektur einzufügen in ein traditionelles Dorfbild und Dorfleben ist eine verantwortungsvolle und delikate Aufgabe. Vielerlei Geschichten und Facts wurden den interessierten Gästen vom
Referenten dazu erzählt und dargestellt.
Wie es heute um die Thematik der Gemeinschaftsgräber steht, im gestalterischen und landschaftsarchitektonischen Umgang, war Inhalt des zweiten Teils des Abends.
In der nahen Bibliothek von Gais, die als Gebäude und Thema im Kontrast zum neuen Raum des Abschiedes steht, wurde uns anschliessend von Urs Fritz, Bildhauer, Einblick geboten in die Gestaltung
von Gemeinschaftsgräbern.
Anhand der von ihm und Ingrid Tekenbroek realisierten vielseitigen Projekte, die er uns anhand von Fotos erläuterte, wurde diese spezielle Gestaltungsaufgabe diskutiert.
Ebenso wurde sensibilisiert für das Bedürfnis auf heutige Abschiedsrituale, die sich mit den traditionellen oft nicht mehr decken.
In der anschliessenden Diskussion und beim Apéro wurde festgestellt, dass dieses Thema vielerorts vernachlässigt wird im gestalterischen wie im thematischen Bereich.
Fazit:
Ly-Ling Vilaysane, St.Gallen
Mitten in ihrem Atelier, zwischen Zuschnitttisch, Stoffrollen, Büsten und Prototypen hat uns die lebhafte und vor Lebensfreude sprühende Kreateurin Li-Ling Vilaysane Einblick geboten in Ihr Leben
und Wirken als Modedesignerin.
Sie erzählte uns von Ihrem Background und ihrer Karriereleiter als Schöpferin, Handwerkerin, Netzwerkerin, Querdenkerin und Zukunftsgestalterin von hochwertiger und nachhaltiger Bekleidung, ohne
Modediktat.
Authentisch, eigenständig und unverblümt hat Li-Ling Vilaysane die 25 Personen, SWB Mitglieder und Gäste, über Ihre Geheimnisse des Erfolges und die täglichen Hürden und Schwierigkeiten Ihres
Business informiert.
In einer lebhaften Frage- und Antwortrunde wurde das Thema der Wertschätzung im Bereich der individuellen Einzelanfertigung von Bekleidungsstücken in Kleinserien erforscht und diskutiert.
Beim Apéro im Atelier und Rundgang durch ihre Verkaufsétage, dort wo sich die schönen Unikate übersichtlich auf Kleiderbügeln aufreihen, schwappte der Enthusiasmus von Li-Ling endgültig über auf
die Gäste.
Sogar das Erlebnis, ein authentisches Kleidungsstück als Unikat aus direkter Handwerkerhand anzuprobieren, hat uns die Meisterin ermöglicht. Lebhaft, lustvoll und inspiriert klang der Abend
zwischen aussergewöhnlichen Kleidungsstücken aus edelsten Stoffen aus.
„aéthérée“ – ihr Firmenlabel - ist das altfranzösische Wort für ätherisch.
Es steht für die Seele, die den physischen Körper zu etwas Lebendigem macht.
Dass Ly-Ling Vilaysane diese Philosophie in Ihre Arbeit einflechtet und lebt, hat sie uns an diesem Abend auf eindrückliche Weise gezeigt.
Fazit:
Wir machen eine Abendwanderung auf den Hohen Hirschberg und einen Ausblick auf das künftige Tun der Ortsgruppe Ostschweiz des SWB.
Jährlich werden hunderttausende Tonnen Aushubmaterial in diese Deponie verfrachtet – aus einem riesigen Einzugsgebiet, das vom Bodensee bis ins
Toggenburg und von Wil bis an den Alpstein reicht. Hauptaufgabe der Deponie Tüfentobel ist es, nicht brennbare und nicht verwertbare Abfälle aus der
Region nachhaltig zu lagern.
Wie wird nun die neue Landschaft gestaltet? Welche funktionalen und technischen Bedingungen sind einzuhalten, damit eine «bessere», vielfältigere und für Flora und Fauna attraktivere Landschaft entsteht?
Detaillierte Informationen:
Am 4. Mai 2019 trafen sich 25 SWB-Mitglieder und zwei Gäste im Naturmuseum St. Gallen zur 55. Hauptversammlung der Ortsgruppe Ostschweiz des SWB.
Im Anschluss an einen informativen Rundgang durch das 2016 eröffnete Naturmuseum wurde die ordentliche Hauptversammlung im Vortragssaal abgehalten. Nebst den üblichen statuarisch festgelegten
Traktanden wurden Regula Haas (nach 7 Jahren) und Gabriele Clara Leist (nach 12 Jahren) mit einem herzlichen Dankeschön aus dem Vorstand verabschiedet. Neu in den Vorstand wurden Sandra Bruggmann
und Helena Zoller gewählt.
Nach der HV begaben wir uns in den botanischen Garten, wo wir im Tropenhaus von zwei Mitarbeiterinnen in die faszinierende Welt exotischer Pflanzen entführt wurden. Bei einem gemütlichen
Nachtessen auf der Terrasse des Tropenhauses liessen wir den Abend ausklingen.
PROGRAMM: Zu Beginn wird uns Rolf Büchi, Leiter Kundenservice, etwas zur Geschichte der Tisca erzählen sowie über das Entwickeln von Teppichen und Stoffen. Anschliessend besichtigen wir die Produktion «Weben Stoffe» und «Weben Teppiche», wo wir auch Informationen zum Thema Qualitätstests erhalten.
25 funkelne Augenpaare (es werden Leuchtbrillen an die Besucherinnen und Besucher abgegeben) schweiften über die reflektierenden Buchrücken im leergeräumten Barocksaal der Stiftsbibliothek. Martin Leuthold, der die Ausstellung zusammen mit Siegrun Appelt konzipiert hat, erzählte wie es zu diesem «barocken Strichcode» kam und welche Logistik dahinter steckt, damit der wunderbare Saal nun in seiner ganzen Pracht und im Wechsel von Tageslicht und Blitzgewitter wahrgenommen werden kann.
Im anschliessenden Vortrag «Barocke Farbräume» von Kantonsbaumeister Werner Binotto ging es hauptsächlich um die architektonische Lichtführung in barocken Kirchen, wodurch die oppulenten Gemälde erst richtig zur Geltung kamen.
Ein schöner Abschluss der Anlässe 2018. 16 Interessierte (davon vier Gäste) lauschten Martinas Erläuterungen. Fachkundig und leidenschaftlich erzählte sie von der Ausbildung bzw. dem Lehrgang, dem Handwerk der Schneiderin, des Schneiders, den Stoffen und den vielfältigen Möglichkeiten, die das Couture-Atelier für die Auszubildenden bietet. Abgerundet wurde der Anlass bei einem reichhaltigen Apéro, gemütlichem Zusammensitzen und vertieftem Austausch untereinander.
Diesen Anlass führten wir mit der OG Aargau durch. Insgesamt 36 Teilnehmende lauschten den Ausführungen der Denkmalpflegerin des Kantons Aargau, Dr. Isabel Haupt, die durch die restaurierten Räume des Klosters führte. Weiter gab Priorin Irene Gassmann Einblick in die Arbeit der Klosterfrauen und des Klosters. Anschliessend erläuterte Restauratorin und SWB-Mitglied Doris Warger die umfangreiche, intensive dreijährige Restaurierungsarbeit der Aussenfassade der Klosterkirche. Der Anlass endete bei einem köstlichen Apéro im Garten des Restaurants «Zu den zwei Raben». – Im Werkbrief 5/2018 erschien darüber ein Artikel, verfasst von Gabriele Clara Leist und Daniel Schneider, Präsident der OG Aargau (Download anbei).
In der Einladung versprachen wir, dass es ein spannender Nachmittag werden würde. Dass es so eindrücklich werden würde, konnten wir nicht ahnen. Bei der Führung erfuhren wir viel Unbekanntes: z.B. dass der Rhein ca. 3 Mio. Kubikmeter Geschiebe pro Jahr in den Bodensee bringt. Diese Menge würde ein Fussballfeld 400 m hoch zudecken. Wenn nichts dagegen unternommen wird, ist die Lindauer Bucht in 15000 Jahren aufgefüllt. – Beeindruckt waren wir auch von Markus Mährs Informationen; er ist von der Internationalen Rheinregulierung (IRR). Anhand einer PowerPoint-Präsentation erläuterte er, wie der Rhein zurück in sein natürliches Bett gebracht werden und wie diese Korrektur aussehen soll, welche Überlegungen von früher sich bewährt haben und welche revidiert werden mussten.
Fünf Mitglieder spazierten bei schönem, bereits herbstlich gestimmtem Wetter in Gais und lasen sich unterschiedlichste Texte vor, bei denen es von Unkraut über Kreuzfahrten bis hin zu Präsidentschaftswahlen und angebranntem Sonnenteig ging. Auch wenn wir nur wenige waren: Der Spaziergang ist ein schönes «Gefäss», um einander auf andere Weise kennenzulernen.
16 Interessierte kamen ins Kaffeehaus, um mit drei Handwerkern aus dem Bregenzerwald ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es u.a. darum, wie sich Innovation und handwerkliche Tradition miteinander verbinden lassen, wie es den Bregenzerwäldern immer wieder gelingt, Althergebrachtes mit Neuem zu ergänzen und zu unerwarteten Weiterentwicklungen zu kommen. Die Gäste stellten ihre Gegenstände vor und erzählten von den Zielen des Werkraums, dessen Haltung jener des SWB sehr ähnlich ist. Ein erfreulicher, Abend, der uns dazu veranlasste, im Oktober an der Ausstellung «Handwerk+Form» den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen.
Für das Fotografieren aus einem Sportflugzeug heraus braucht es gewisse Anforderungen. SWB-Mitglied Ursula Gebendinger, gelernte Grafikerin und visuelle Gestalterin HfG, gab sechs Interessierten an diesem Apéro einen Einblick ins spannende Feld der Luftbildfotografie und erzählte, was es braucht, damit ein gutes Bild entsteht. Von der Wahl des Flugzeuges bis hin zum Auswählen der Bilder gebe es, so sagte sie, doch den einen und anderen Stolperstein …
Die Hauptversammlung führten wir in den Räumlichkeiten des Trägervereins Integrationsprojekte St.Gallen TISG an der Rosenbergstrasse 38 in St.Gallen durch. Mit 35 Personen (davon 5 Gästen) war diese HV so gut besucht wie noch nie. Wir starteten mit der HV, an der wir Sepp Knechtle mit einem Rucksack voller schöner Dinge aus dem Vorstand verabschiedeten. Anschliessend stellten uns die jungen Social Designer Janina Peter (Textildesignerin) und David Williner (Objektdesigner) ihr Projekt «shelter – ein Zuhause auf 90 x 200 cm» vor und erzählten von ihrer Leidenschaft, dem Social Design. Anschliessend erzählte uns Gastgeber und TISG-Geschäftsleiter Roger Hochreutener etwas über den Trägerverein und führte uns durch die Villa. Fürs Nachtessen spazierten wir hinüber an die St.Leonhardstrasse 51 ins Restaurant «Leonardo».
16 Interessierte kamen an den ersten SWB-Kinoabend nach St.Georgen in die B-POST-Bar und genossen bei einem Glas Wein und kleinen Leckereien den Film «Rising Sun», der anschliessend guten Gesprächstoff gab zum Jahresthema «FEHLER/ERREUR». Ein Filmabend sei – so fanden viele – eine anregende Möglichkeit für den Einstieg in ein Thema.
Kerstin Forster, Lektorin und Projektleiterin,und Andrea Wiegelmann, Architektin und Publizistin, gründeten im Mai 2015 den Triest Verlag für Architektur, Design und Typografie.
An diesem Abend liessen uns die beiden Frauen teilhaben an ihrer Leidenschaft: dem Buch, dessen Mehrwert heute der des gebündelten Wissens sei. Den Auftakt ihres Sortimentes machte Markus Kutters «Schiff nach Europa», ein Buch, das es seit 1980 nur noch antiquarisch gab. Die Neuauflage gab's neben der «normalen» Form als limitierte Sonderedition (100 Ex.) in einem Schuber.
Wir genossen es, in den schönen Räumen in den Büchern zu blättern und von den verschiedenen Projekten und ihrem Werdegang zu hören.
Im Rahmen des Jahresthema «fremd/inconnu» sind wir, 25 Personen an der Zahl, über die Grenze in den Bregenzerwald gegangen und besuchten verschiedene und uns zum Teil ganz fremde, unbekannte Orte. – Nachfolgend ein paar rückblickende Gedanken zu den beiden Tagen:
Der Samstag war ganz der Architektur gewidmet: Im WERKRAUM Andelsbuch führte uns Robert Fabach, Architekturpublizist und Architekt, mit einem äusserst interessanten Referat in die Gedankenwelt des Holzbaus ein. Anschliessend konnten wir, dank umsichtigem Einfädeln, die Polsterwerkstatt Mohr besuchen. Die Produkte stellt Mohr in einem dafür errichteten schönen Holz-Betonbau aus. Voller Leidenschaft erzählte er uns vom Werdegang seines Geschäftes. Und die einen und anderen liessen es sich nicht nehmen, ein Erinnerungsstück aus Filz mitzunehmen.
In Bezau schauten wir uns vor allem die von Innauer Matt entworfene Gärtnerei an und fuhren anschliessend nach Schwarzenberg. Dort führte uns eine engagierte Kuratorin durch das – eigentlich geschlossene, jedoch extra für den SWB geöffnete – Angelika-Kauffmann-Museum. Auf einem anschliessenden Spaziergang ins Dorf erfuhren wir noch mehr über die Häuser und die Menschen von Schwarzenberg. –
Ein hervorragendes Essen in der «Krone» in Hittisau rundete den Tag ab.
Der Sonntag war schliesslich, auch wenn das Wetter nicht ganz mitmachte (es regnete zum Teil heftig), zutiefst beeindruckend. In der Juppenwerkstatt in Riefensberg liess uns Mag. Maria Rose Steurer-Lang mit ihrer spannenden Führung eintauchen in ein uraltes Handwerk, das von den Bregenzerwäldlerinnen sorgsam gehütet und gepflegt wird (siehe Video "Die Bregenzerwälder Juppe (Frauentracht); ab Minute 9.08 Einblick in die Juppenwerkstatt).
Nach üppigen Käsespätzle-Tellern im «Bartle» in Riefensberg ging die Fahrt nach Krumbach. Dort wollten wir uns eigentlich die «Bus-Stops» anschauen, doch der Regen machte uns da einen Strich durch die Rechnung. Aber nicht ganz: Der Gemeindeschreiber der Gemeinde Krumbach liess es sich nicht nehmen, uns die «Bus-Stops» in verschiedenen Videos zu zeigen, nämlich als Gegenstand eines Tanzprojektes. So bekamen wir nicht nur die künstlerisch gestalteten Busstationen zu sehen, sondern auch das neu errichtete Mehrzweckgebäude der Gemeinde, in das die Bibliothek wie auch ein Übungsraum für den Musikverein Krumbach integriert ist.
Und als Schmankerl führte uns der Gemeindeschreiber schliesslich noch an einen Ort, den wir ohne ihn sicherlich nicht gefunden hätten: die neue Lourdeskapelle Salgenreute, minimalistisch gestaltet von Architekt Bernardo Bader. Und mit diesem letzten Einblick in das handwerkliche und architektonische Können der Bregenzerwälder ging die Reise zu Ende.
Wir danken allen, die es möglich gemacht haben, dem Bregenzerwald «ennet der Grenze» etwas näher zu kommen – insbesondere den Vorstandsmitgliedern Joshua Loher und Mario Branzanti für die gute Organisation.
SWB-Mitglied Werner Keller schlug den Werkstattbesuch bei Markus Krebs, einem besonderen Instrumentenbauer in Schaffhausen vor, mit dem sein Sohn, Johannes Keller, zusammenarbeitet, und zwar im Zusammenhang mit dem Nachbau eines Cembalos aus dem 16. Jahrhundert mit 31-Tonstufen pro Oktave (heute 12). – Dieses Instrument wurde uns an diesem 1. Carte Blanche-Abend präsentiert.
Wir waren tief beindruckt von der Komplexität und der handwerklichen Präzision. Mit diesem Instrument können nun historische Kompositionen neu entdeckt und (wieder) gespielt werden. Das Instrument eröffnet aber auch völlig neue Perspektiven für die zeitgenössische Musik.
Für alle Teilnehmenden, gleichgültig, ob musikalisch oder nicht, war dies ein eindrückliches Erlebnis und ein lohnenswerter Einblick. Es war ein Abend, der uns einmal mehr zeigte, was dabei herauskommt, wenn Leidenschaft, Neugier, handwerkliche Meisterschaft und Qualitätsbewusstsein aufeinander treffen. Ein Abend ganz in SWB-Manier – und ganz im Sinn des Jahresthemas «fremd/inconnu».
Berührt von den besonderen Klängen des wieder auferstandenen Cembalos fuhren wir nach Hause.
An diesem ZOOM stellte Thomas Klug, SWB-Mitglied und Geschäftsführer der Keimfarben AG Schweiz, 16 Interessierten sein Unternehmen vor. In einem kleinen Vortrag erzählte er von den Keim'schen Mineralfarben im Wandel der Zeit, erläuterte anhand verschiedener eindrücklicher Bildbeispiele, was es mit diesen Farben auf sich hat, was ihre Lebendigkeit und lange Haltbarkeit ausmacht und worin ihre Überlegenheit gegenüber anderen Farben liegt.
Nach dem Rundgang durchs Werk, entlang vieler randvoll gefüllter Regale mit den typisch roten Keimfarbkübeln, erklärte ein Mitarbeiter, wie die jeweils gewünschten Farben angemischt werden. Wir staunten nicht schlecht, als wir sahen, dass wirklich alles Handarbeit ist!
Und dann ging's im Kurzworkshop ans Ausprobieren, wie sich mit diesen Silikatfarben arbeiten lässt. Bemalt werden konnten kleine oder grosse Tontöpfe.
Den Einblick ins Unternehmen rundeten wir bei einem köstlichen Apéro Riche ab – gesponsert von der Keimfarben AG.
Einmal mehr hat sich die «Tour du patron" gelohnt, da Kurator Wäspe spannend erzählen kann. An diesem Mittwochabend erzählte er einer kleinen Gruppe Interessierter (davon drei SWBlerinnen), was ihn zur Ausstellung und ihrer Zusammenstellen, ihren Bezügen von Gehr zu Arp und Matisse bewogen hat. Erzählte vom grossen Raumgefühl, das viele von Gehrs Bildern auslösen und von Gehrs «Spur durch die Landschaft», der er gefolgt sei.
«Die Natur ist das Anschaulichste, das es gibt», so Wäspe, «im Gegensatz zum Religiösen, dem Unanschaulichen. Die klassische Moderne zeichnet sich u.a. durch das Abstrahieren gerade dieses Anschaulichen aus. In Gehrs Bildern verbinden sich – auf abstrakte Weise – das Anschauliche und das Unanschauliche.»
Wer gerne die Orte besuchen möchte, an denen ein Bild von Ferdinand Gehr zu sehen ist, kann dies über google maps tun: Dort werden, so Wäspe, «Ferdinand-Gehr-Orte» angezeigt.
Bereits beim Einstieg in die Führung geschah übrigens dies, was oft symptomatisch ist für Anlässe des SWB: Man bekommt Dinge zu sehen, die man sonst nicht zu sehen bekommt oder kommt an Orte, die sonst nicht zugänglich sind: Exklusiv für uns wurde die Neuheit, die das Museum erstanden hat, gezeigt. Es ist auch Gehrs letztes Landschaftsbild.
Link zur Ausstellung im Kunstmuseum St.Gallen:
Mit dem SWB kommt man immer wieder auch an Orte, die man meist nicht einfach so von sich aus besucht. Die Viscosistadt in Emmenbrücke ist so ein Ort. Am Werkbundtag gab es neben einer guten HV und spannenden (und auch weniger spannenden) Referaten Einblick in die «kunstplattform akku» und die Räumlichkeiten der Hochschule Luzern – Design & Kunst sowie eine eindrückliche Führung durchs Areal.
Zum Abschluss des Werkbundtages wurde in einem kleinen festlichen Akt der Anerkennungspreis 2016 im Wert von CHF 1000.– übergeben. Er ging an den Vorstand der Ortsgruppe Ostschweiz. Dies für sein Wirken in den letzten Jahren, vor allem jedoch für das Tun 2016 im Rahmen des Jahresthemas «SPUREN» und der Mitgliederwerbung (Briefe etc.). Symbolisch wurde uns vor Ort ein Säcklein gefüllt mit Schoggi-Füüflibern und kleinerem Schoggi-Münz übergeben. Im Namen des Vorstandes dankte die Präsidentin dem ZV dafür, dass er die Arbeit der Ortsgruppe Ostschweiz sieht und wertschätzt.
Diverse Links fürs Schmökern:
Auf dem Flyer der «Airconsulting – Raumbeduftung» GmbH ist folgendes zu lesen: Mit Duft bestimmen, verändern, gestalten und beeinflussen Sie die Wirkung und den Einfluss von Räumen, Messen, Ausstellungen und Events. Mit Duft bekommen Sie mehr Aufmerksamkeit, eine angenehme oder stimulierende Atmosphäre, einen leichteren Zugang zu Interessenten und Besucher …»
Am Tischgespräch steigen wir gleich über die drei Behauptungen auf der Einladung ein:
• Jeder macht «Duftmarketing». – Ob bewusst (mit Parfüm, Rasierwasser, Duschgel oder Bodylotion) oder unbewusst (eigener Körperduft): Alle betreiben wir damit unser ureigenstens Duftmarketing.
• Duft wirkt immer. – Wie das Ohr lässt sich auch die Nase nicht «abstellen». Entsprechend wirkt alles, was riecht oder duftet immer auf einen Menschen ein.
• Ohne Duft kein Leben. – Die Nase mit ihrem Geruchssinn ist (neben dem Tastsinn) ältestes Sinnesorgan. Und ohne den Duft von Pflanzen und Blumen und Gräsern etc., die damit Insekten für die Fortpflanzung anlocken, gäbe es kein Leben. Der Duft spielt auch für die Fortpflanzung bei Tieren und Menschen eine wesentliche Rolle.
Im weiteren Verlauf des Tischgesprächs, bei dem wir auch eine «Blindverkostung» via Nase machen, erhalten wir spannende Einblicke in Lanz' beruflichen Bereich. So zum Beispiel, dass die Japaner in Sachen Duftmarketing Vorreiter sind. Was macht Lanz am liebsten? Mit den 100 Grunddüften und einer Waage herumtüfteln, bis ein Duft dem Anspruch des Kunden/der Kundin entspricht.
Buchtipp zum Thema: Das Maiglöckchenphänomen – Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt.
Vor 25 Jahren hat Otl Aicher unerwartet sein Leben verloren. Mit ihm ging sein unnachahmlicher Charakter und seine unbestrittenen Pionierleistungen in die Geschichte der visuellen Gestaltung ein. – Otl Aicher hinterliess aber nicht nur eine bleibende Lücke sondern auch bleibende Fragen. Intelligente Fragen galten als eine der wirkungsvollsten Methoden Aichers, um ein Designproblem zu präzisieren und Wege für angemessene Lösungen aufzuzeigen. – Die Pionierleistungen Aichers in der Entwicklung visueller Systeme und einer universellen Entwurfsmethodik (Design ist ein Spiel mit Regeln) sind unbestritten und haben das Design seit den 1960er Jahren international nachhaltig geprägt. Wenig beachtet, aber nicht minder bedeutend ist seine Haltung als Designer und der daraus resultierende Anspruch der gesellschaftlichen Relevanz des Design. – Dieser Spur möchte der Vortrag aufnehmen.
Die Idee unserer literarischen Spaziergänge ist, dass wir uns so – über die Bücher und/oder Texte – auch noch auf eine andere Art kennenlernen. Und vielleicht da und dort auch noch andere
«Verwandtschaften» erkennen. Letzteres gelang auch an diesem Spaziergang. Zu den Texten erzählten die Teilnehmenden dieses Mal, welche «Spur» der ausgewählte Text in ihrem Leben hinterlassen
hat bzw. was er mit «Spuren» zu tun hat.
Die Nacht ist kalt und knirschend. Von der Bushaltestelle Riethüsli aus machen wir uns auf den Weg Richtung Wattbach. Ein Weg, den die einen von uns das erste Mal gehen. Wir sind zu neunt (drei
weitere Teilnehmende haben aufgrund von Krankheit abgesagt).
Der literarische Nachtspaziergang beginnt mit einer sanft leuchtenden Überraschung: In der Nähe eines Hauses auf Baumwipfelhöhe nahe dem Waldrand hängt ein halbrundes kuppelähnliches transparentes Gebilde, ähnlich einer Qualle. Wir bleiben stehen. Es wechselt langsam die Farbe: von einem hellen Gelb in ein Orange, dann in ein sattes Dunkelrot. Von da hinüber in ein Blau, das gespenstisch und unwirklich wirkt. Die nächste Verwandlung endet in einem esoterischen Violett … Wir gehen weiter. Der Waldweg beginnt.
Der Weg ist zum Teil mit Schnee bedeckt, harsch seine Qualität. Er chrosed unter den Schuhen. Als erster zeigt Fotograf Hanspeter Schiess, was er für uns hat: keinen Text, sondern ein kleines Video von unserem letztjährigen KLANG-Anlass im Atelier von Andy Guhl. Der literarische Spaziergang beginnt mit einer «Sehspur», einer «Lichtspur» aus der Vergangenheit.
Ein Stück weiter nimmt Sepp Knechtle Hanspeters «Sehspur» auf und liest aus Yves Bossart «Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern». eine philosophische Betrachtung zur Wahrnehmung. Und weiter geht's.
Silvia Droz liest als nächste, passend zur Dunkelheit und Kälte aus «Vor dem Frost» von Henning Mankell. Das Buch ist der zehnte Teil der 11teiligen Kurt-Wallander-Serie und als einziges aus der Perspektive von Wallanders Tochter Linda geschrieben, die ebenfalls Polizistin ist.
Urs Fritz nimmt die kriminalistische Spur auf und präsentiert einen Abschnitt aus «Jugend ohne Gott» von Ödön von Horvath. Wir lauschen bei Taschenlampenlicht den bedrückenden und beklemmenden Zeilen, die eine Spur bis in die heutige Zeit ziehen.
Spurwechsel gibt's mit Ernst Sturzeneggers Beitrag: Er liest aus «Die Städte sind zum Wohnen da». Der Autor Gody Suter veröffentlichte das Buch 1973. In einer kurzen Zusammenfassung wird Gody Suter als «Laie, jedoch sensibilisierter Beobachter mit wachem Bewusstsein beschrieben. Er schärft den Laien und Mitverantwortlichen den Blick für die traurige Tatsache, dass wir unsere Städte verlieren.»
Regula Haas nimmt mit «Mehr Meer» von Ilma Rakusa die Spur der Stadt auf und liest uns den Einstieg ins Buch vor. In diesem Buch geht die Autorin ihren Erinnerungen als kleines Mädchen nach, Tochter eines slowenischen Vater und einer ungarischen Mutter und erzählt von ihren Lebensstationen von einer slowakischen Kleinstadt über Budapest, Ljublijana, Triest nach Zürich und weiter nach Ost und West. Der gehörte Text machte Lust, sich sofort auf die Reise zu machen, die Spur aufzunehmen.
Ganz anderen Spuren in einem ganz anderen Gelände folgt der Protagonist in Desmond Bagleys Roman «Atemlos»: Gabriele Clara liest einen Abschnitt vor, der in der Wüste von Algerien spielt, im Atakor, nahe der Stadt Tamanrasset. Als sie endet, sagt Silvia Droz: «Ich habe alles, was du da vorgelesen hast, genau vor mir gesehen, denn ich war vor vielen Jahren genau dort!» Was für eine Überraschung, und was für ein Zufall, dass sich Lesespuren mit tatsächlichen Lebensspuren verbinden!
Langsam näherten wir uns dem Ende der Strecke und machten für die letzten Texte Halt an der «Ganggelibrugg». Passend zum schweizerdeutschen Namen der Brücke las uns Reto Siegl gekonnt aus Tim Krohns «Vrenelis Gärtli» vor. Ein Text gespickt mit vielen Glarner Ausdrücken. Wirklich köstlich vorgelesen von Reto.
Hanspeter Schiess griff nach seinem zweiten «Spurenelement», nämlich einem kurzen Gedicht von Larry Peters, das eingerahmt bei Hanspeter zuhause an der Wand hängt. Bei der letzten Zeile: «Und dann gibt es Leute die nur läuten.» erklangen die Kirchglocken: Es schlug 21 Uhr.
Der kleine Text schlug einen schönen Bogen zu Sepp Knechtles zweitem philosophischen Text aus Yves Bossarts Buch. Diesmal ging's um ein «Rotes Quadrat» und was denn nun Kunst sei.
Nach diesen vielfältigen «Lesespuren» gab's ein gemütliches Zusammensitzen im Restaurant «Schlössli Haggen».